Die Wanderweinbergschnecke
An einem schmalen Bach, der durch ein kleines Wäldchen floss lag der Biber Klaus vor seinem Bau
in der Sonne und schaute schon eine ganze Weile einer Schnecke zu.
Die Schnecke kroch ganz besonders langsam. Mit der Zeit wurde es ihm schon Langweilig. Er
suchte sich einen leckeren Knüppel und legte sich wieder vor sein Haus, knabberte genussvoll daran
herum und schaute weiter der Schnecke zu. Als er den Stock fast auf gemummelt hatte, war Sie
endlich vor seinem Haus.
„Guten Tag“, begrüßte er sie freundlich. „Guten Tag“, antwortete diese. „ warum bist du so
langsam“, wollte Klaus wissen? „Eigentlich bin ich gar nicht langsam“, sagte die Schnecke ein
bisschen schnippisch „ich bin nämlich eine Wanderweinbergschnecke. Die sind ja bekannt dafür,
dass sie weite Strecken in verhältnismäßig kurzer Zeit kriechen können“. „ Aber du bist doch sehr
langsam“, meinte Klaus. „ Ja, dass bin ich“, sagte die Wanderweinbergschnecke traurig, „Das liegt
daran, weil ich in den letzten Jahren sehr viel und weit gewandert bin. Ich mache nämlich eine
Weltreise“. Da staunte Klaus. Eine Weltreise, dachte er und fragte „ Von wo kommst du denn?“
„Also“, erklärte die Schnecke, „Ich heiße Heinrich und komme von weit hinter dem großen Wald.
Ich bin schon lange Zeit auf Wanderschaft und habe mir die Sohle meines Wanderstiefel abgelaufen.
Nun ist ein Loch darin und ich bleibe ständig an irgend welchen Ästen hängen. Das hält sehr auf
und kostet Kraft und tut auch weh“.
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„ Ich bin der Klaus“, sagte Klaus, „ist das denn normal, dass der Wanderschuh kaputt geht?“ Das
war gar nicht normal erklärte Heinrich. Der Wanderstiefel einer Wanderweinbergschnecke hält ein
ganzes Leben. Aber er hätte es wohl übertrieben mit dem Wandern. Einmal hat er versucht einen
neuen Geschwindigkeitsrekord auf zu stellen. Das hat ihn wahrscheinlich viel Sohle gekostet. Nun
war es so meinte Heinrich. Jetzt wird seine Reise bald vorbei sein. Eine Wanderweinbergschnecke
ohne Schuh kann nicht wandern.
„ Das täte mir aber sehr leid für Dich“ bedauerte Klaus ihn. Heinrich seufze traurig.
Genau in dem Moment kam Rudi der schlaue Hase um die Ecke und sah die Beiden vor der Tür
stehen. „ Hallo“, rief er fröhlich, „ was ist denn hier los? Was macht denn die Wander-
Weinbergschnecke hier“? Klaus war sehr erstaunt, dass Rudi auf den ersten Blick die Schnecke als
Wanderweinbergschnecke erkannte. „ Ha“, lachte Rudi, „ ich bin doch ein schlauer Hase, dass habe
ich sofort gesehen“.
Nun erzählten Klaus und Heinrich dem Rudi die ganze Geschichte. Der Hase hörte aufmerksam zu.
Dann dachte er einen Moment angestrengt nach, dann platzte er heraus: „ Das ist doch gar kein
Problem! Du Biber knabberst dort von der Birke ein Stück weiche Rinde ab und ich besorge etwas
wild wachsendes Zuckerrohr vom nahen Teich. Dann treffen wir uns wieder hier. Du Heinrich
kannst dich solange ausruhen“.
Und so geschah es dann auch. Nach kurzer Zeit war Klaus mit einem Stück weicher, fester
Birkenrinde zurück. Noch eine kurze Zeit später tauchte auch Rudi mit dem Arm voll Zuckerrohr
wieder auf.
„ So“, sagte er, „ Klaus du nagst jetzt die Rinde so ab, dass sie genau auf den Schneckenschuh passt.
Ich werde dann den klebrigen Zuckerrohrsaft darauf träufeln. Anschließend stellt sich die Schnecke
mit seinem Wanderschuh genau auf die Rinde und bleibt dort mindestens bis morgen Mittag stehen.
Heinrich, du darfst dich bis morgen nicht mehr bewegen, schaffst du dass?“ „ Das schaffe ich leicht
„, freute der sich, „ ich verkrieche mich in mein Schneckenhaus und schlafe erst mal richtig aus.“
„ Rudi“, war Klaus begeistert, „ dass ist eine super Idee. Das wird gut.“
Genau so machten die drei es dann auch. Heinrich suchte sich ein schönes Plätzchen in der nähe
vom Biber Bau. Klaus knabberte ihm eine tolle Sohle und Rudi machte einen wunderbaren Kleber
aus dem Zuckerrohrsaft. Auf diese Weise bekam die Wanderweinbergschnecke ein ganz tolle, neue
Sohle
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Nach einem langen, erholsamen Schlaf erwachte Heinrich am nächsten Mittag. Die Sohle saß
bombenfest. Rudi und Klaus hatten schon voller Ungeduld darauf gewartet, dass die Schnecke
endlich aufwachte. Alle waren begeistert. Heinrich war überglücklich.
Die drei wurden gute Freunde.
Heinrich blieb noch einige Zeit und erzählte was er alles auf seiner Weltreise erlebt hatte. Eines
Tages zog es ihn aber weiter. Er brach auf und versprach seinen Freunden sie auf dem Rückweg
seiner Reise wieder zu besuchen.